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Uhu-Rettung in Sickingmühle

Auf ihrem täglichen Hundespaziergang entdeckte eine Bürgerin aus Sickingmühle eine große Eule in einem Auffangbecken auf dem ehemaligen RAG Gelände nahe dem Wesel-Datteln Kanal. Die Eule schwamm im Wasser und kam aus eigener Kraft nicht mehr aus dem Betonbecken heraus. Versuche, dass große Federtier mit Hilfe von angereichten Ästen aus seiner misslichen Lage zu retten, schlugen leider fehl.

 

Die Sache ließ der Zeugin keine Ruhe und so informierte sie die Polizei über das Tier in Not. Die wiederum bat Thorsten Krajewski vom NABU Marl, der in der Nähe wohnt und die örtlichen Gegebenheiten gut kennt, sich die Situation vor Ort anzusehen. Er fand die Eule wie beschrieben in dem Becken. Sie schwamm von rechts nach links, und von links nach rechts, und hatte keine Chance, die böse Falle aus eigener Kraft zu verlassen.

 

„Ich wusste gar nicht, dass Eulen schwimmen können“, so Thorsten Krajewski, der Mitglied der „AG Greifvögel/Eulen“ im NABU Marl ist.

 

 

Der Uhu schwimmt im Wasser, von Beckenrand zu Beckenrand.
Der Uhu schwamm im Wasser, von Beckenrand zu Beckenrand.

 

 

Da das Auffangbecken mehrere Meter tief und mit glatten Betonwänden eingefasst ist, kam eine Rettung mit einfachen Mitteln nicht in Betracht. So wurde die Feuerwehr Marl hinzugerufen, die bei Einbruch der Dunkelheit vor Ort erschien. Erste Versuche, die Eule mit einem Kescher einzufangen, schlugen fehl. Der Kescher war nicht annähernd lang genug.

 

Versuche, das Tier mit dem Kescher zu fangen, scheiterten an der Länge des Stiels
Versuche, das Tier mit dem Kescher zu fangen, scheiterten an der Länge des Stiels

 

Feuerwehr Marl rückt mit Großaufgebot an

 

So erschien vor Ort ein „Großaufgebot“ der Feuerwehr, u.a. mit Boot, Lichtmast und Leiter. Die Einsatzstelle war zum Glück mit den Fahrzeugen gut zu erreichen, so dass das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) neben dem Becken stehend alles gut ausleuchten konnte. Aus einem Container wurde ein Boot ausgeladen und mit Hilfe einer Leiter in das Becken gelassen.

 

 

Aus einem Container wird das Boot ausgeladen.
Aus einem Container wird das Boot ausgeladen.
Es ist bereits dunkel, das HLF leuchtet die Einsatzstelle aus.
Es ist bereits dunkel, das HLF leuchtet die Einsatzstelle aus.

Mit Seilen wurde das Boot vom Beckenrand gesteuert, zwei Feuerwehrmänner im Boot nahmen Kurs auf die Eule. Diese saß inzwischen auf einem Ast in einer Ecke des Beckens. Die beiden Feuerwehrmänner konnten den großen Vogel greifen und in eine Tiertransportbox setzen. Der Vogel war also erst mal in Sicherheit!

 

 

Mit dem Boot nehmen die Retter Fahrt auf ... der Vogel sitzt auf einem Ast und kann nicht wegfliegen.
Mit dem Boot nehmen die Retter Fahrt auf ... der Vogel sitzt auf einem Ast und kann nicht wegfliegen.

An den Federohren des Tieres erkannte man, dass es sich bei der Eule um eine Waldohreule oder einen Uhu handeln muss. Für eine Waldohreule war der Vogel zu groß, für einen Uhu eigentlich zu klein. Und warum hat er sich einfangen lassen und ist nicht weggeflogen? Ein völlig durchnässter Uhu sieht auf den ersten Blick nicht mehr aus wie ein „richtiger“ Uhu – und mit einem triefend nassem Gefieder kann er augenscheinlich nicht mehr fliegen. Uhu Federn sind bekanntlich sehr weich, damit sie im Flug keine Geräusche machen.

 

 

Skeptisch schaut der Vogel seine Retter an.
Skeptisch schaut der Vogel seine Retter an.

In die Freiheit konnte der flugunfähige Vogel nicht sofort entlassen werden. So übernahm Thorsten Krajewski das Tier und ließ den Vogel an einem geschützten Ort in seinem Garten übernachten. Schon am nächsten Morgen sah der Vogel aus wie ein Uhu – mit trockenen Federn hatte er sein Volumen direkt verdoppelt.

 

Ein großes ausgespeites Gewölle zeigte an, dass der Vogel zuvor genügend Nahrung aufgenommen hatte. Flatternd deutete der Uhu an, dass er nun wieder in die Freiheit möchte.

 

 

Ein großes Gewölle zeigt, der Vogel hat vor kurzem noch Nahrung aufgenommen.
Ein großes Gewölle zeigt, der Vogel hat vor kurzem noch Nahrung aufgenommen.

Gerne hätten wir ihn noch von einem Beringer der Vogelwarte Helgoland beringen lassen, aber der Vogel drängte darauf, nach Hause zu wollen. So wurde die Voliere geöffnet und nach einem kurzen Stopp auf dem Gartenhaus flog er zurück in sein Revier.

 

Wir hoffen, dass ihm dieser Fehler nicht noch einmal passiert.

 

 Die Hundespaziergängerin berichtet, dass sie schon mehrfach festgestellt habe, dass dort Tiere in das Becken geraten seien. Auch sei das Geländer des "Auffangbecken 1" lückenhaft und instabil. Sie drängt darauf, dass diese Gefahrenstelle für Kinder und Tiere beseitigt wird. Sollte dort ein spielendes Kind hereinfallen, hat es ganz schlechte Karten da wieder herauszukommen. Und schon häufig seien dort Tiere in Not geraten. Hier müsse die RAG-MI oder der verantwortliche Grundstücksbesitzer dringend Abhilfe schaffen.

 

NABU Gruppensprecher Erwin Gebauer hat die zuständigen Stellen sowie die Stadt Marl daraufhin in der Sache angeschrieben, diese haben das Gelände umgehend mit einem Bauzaun gesichert und eine Ausstiegshilfe aus Holz in das Becken eingelassen.

 

Greifvogel in Not - wer hilft?

 

Immer wieder melden Bürger Vögel in Not. Speziell für Greifvögel gab es lange Zeit die Greifvogelstation von Michael Hähnel am Forsthaus Haard. Leider ist die Station schon lange geschlossen und eine neue noch nicht in Betrieb genommen. Der RVR plant an der Biologischen Station Kreis Recklinghausen e. V. in Lembeck eine Pflegestation für Greifvögel.

 

Bis diese in Betrieb geht, kann man bei der Vogelpflegestation des NABU Dortmund Hallerey um Hilfe bitten (0231/281195, gudrun.hartisch@nabu-dortmund.de) oder bei der Wildvogelstation Paasmühle in Hattingen (02324 / 72849, thorsten@paasmuehle.de). Eine Liste der Auffangstationen für Greifvögel und Eulen in NRW findet man beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV).

 

Experte für schwere Fälle ist Dirk Sindhu von der Bergischen Greifvogelhilfe mit Sitz in Rösrath. Dirk Sindhu ist stets bereit in Notfällen telefonisch Hilfe zu leisten. Er ist erreichbar unter Tel: 0173/8552764 (auch WhatsApp, bitte Fotos/Videos bereithalten). Auf der Homepage der Bergischen Greifvogelhilfe sind viele Informationen zur Ersten Hilfe bei verletzten Greifvögeln nachzulesen.

 

Wer sich in Marl für Greifvögel einsetzen möchte, kann sich beim NABU Marl melden: www.nabu-marl.de, Erwin.Gebauer@nabu-marl.de, Tel.: 02365 696795.

  

Fotos: Thorsten Krajewski
Text: Britta Müller

 

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